Heimat ist da, wo hinterm Netto ist

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Unverstellte Aussichten, bewaldete Endmoränenhügel, Dorfteiche, Eichenalleen, Seen- und Moorlandschaften, all dies gehört zur Mecklenburgische Schweiz, aber nicht nur. Titel wie „Heimat ist da, wo hinterm Netto ist“ oder „Neubrandenburg: Urlaub ohne Anspruch“ machten schnell klar, dass es beim ersten Poetry Slam am 18.09. auf dem Projekthof Karnitz nicht um Folklore für das Tourismusprospekt und die Beschwörung ländlichen Idylls in der Mecklenburgischen Schweiz ging. Neben Wischen, Köh und Böhm gibt es hier eben auch die besten Plattenbauten der 70er, 80er und 90er und Agrarindustriewüsten. Bei den insgesamt siebzehn Bühnenauftritten wurde in jeweils ganz eigenem, persönlichen Ton von den Erinnerungen und Begegnungen erzählt, die ein Leben ausmachen und unterschiedliche Leben miteinander verbinden. Von gefundenen und zerbrochenen Freundschaften und Lieben, von wiedergefundenen Kindheitserinnerungen und politischen Umbrüchen war die Rede, mal in Reimform, mal als Romanauszug, und davon wie all diese Stränge von hier Geborenen, Zugezogenen und hierher Geflüchteten mal mehr, mal weniger zufällig hier  zusammenkamen und zusammenkommen. Die zwölf bis zweiundsiebzig Jahre alten Teilnehmer*innen teilten Erlebnissen ihrer Kindheit, des Erwachsen und Älter werdens mit uns, Erinnerungen an das Spielen im Torfmoor bis zum Sonnenuntergang, an den Geruch nach Kuhstall, an das Baden in der Peene, an das Chillen in der Busse (Haltestelle) oder an ruckelndes Netflix. An Begegnungen mit inspirierenden Fremden, an prägende Bücher, an die Schlosserlehre und die Arbeit im Stahlwerk, in der LPG oder auf Montage im Westen, an den aufrechten Gang, den man bei der friedlichen Revolution von 1989 lernte und daran, wie trotz aller Anfeindungen trotzig am eigenen Lebensweg oder an den unterschiedlichen Herkünften und Sprachen der Eltern festgehalten wurde, ob Plattdeutsch oder Ungarisch.

Die Mecklenburgische Schweiz, das wurde an diesem Abend deutlich, kann „Fluch und Segen“ sein und setzt sich aus einem Mosaik unterschiedlichster Herkünfte zusammen. Und bei aller Vielstimmigkeit, da schien sich die bunt gemischten Riege aus Jung- und Alt-Slammern einig, kann es keinen Platz geben für „Rührseligkeit und rechte Seufzer nach der ländlichen Scholle“ (Tim Urbanek). Und die „Heimat“, was ist mit diesen schwierigen Begriff, der zumindest hinter dem Netto in Demmin „abwechselnd ausgeschildert wurde als Reichszone und geistreiche Zone“ (Baldo Kabuß)? Auch den Heimatbegriff, so Anna Schröder, sollten wir nicht den „Ausgrenzern“ überlassen: „Heimat ist, wo sich Leute vor Ort für ihren Ort engagieren“, sie „ist zum Teilen da, für die, die Heimat haben und für die, die Heimat suchen“. „Was wollt ihr hören“, fragte denn auch die Gewinnerin des Poetry-Slam Amina Kanew, „dass ich etwa Heimat gut finde, und das bisschen Ausgrenzung mitunterstütze, einen Slam schreibe über Herkunft in der Mecklenburgischen Schweiz, über atemberaubende Landschaften und das faszinierende Tierreich? Wie kann Heimat eine Hautfarbe haben?“ Und an dem langen Abend wurde auch klar, dass auch wenn es nur einen Bus in die Stadt gibt, die Laternen um 10 ausgehen, und Youtube noch bei 144p wackelt, Mecklenburg eben nicht die Gegend sein muss, wo man einschläft ohne es zu merken, wenn wir uns bewegen, uns einbringen, neue Leute kennenlernen, Perspektiven wechseln.

Marco Clausen, 29.09.2020

Zur Playlist Poetry Slam Mecklenburgische Schweiz

Das geht besser. Das muss besser gehen

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Klimawandel, Ressourcenausbeutung, Ungerechtigkeit sind Probleme, die für viele unüberwindbar scheinen. Deshalb haben wir dieses Jahr das Jugendkreativfestival lösungsorientierter …

28.09.2020, Isabel Contrino, Johanna Klauck, Oliver Never, Tim Urbanek

Klimawandel, Ressourcenausbeutung, Ungerechtigkeit und Ungleichheit sind tägliche Probleme, die für viele unüberwindbar scheinen. Deshalb haben wir dieses Jahr das Jugendkreativfestival lösungsorientierter gestaltet. In Form von Vorträgen und Workshops, die zum Nach- und Querdenken anregen sollten und inspirieren, aktiv zu werden.

Am 12. September fand zum sechsten Mal das Festival auf dem Projekthof Karnitz statt, welcher einen Raum zum Austausch, zur Entfaltung eigener Kreativität und der Kommunikation verschiedener Sichtweisen bietet. Also der perfekte Ort für unser Festival.

Die Inputs am Vormittag befassten sich mit dem Zeitmanagement in der Postwachstumsgesellschaft und mit der Frage, wie kommuniziere ich meine Ideen und Visionen nach außen. Joachim Borner vom KMGNE machte deutlich, dass die Klima-Probleme rein faktisch zwar bekannt sind, aber sie nicht immer wirkungsvoll genug kommuniziert werden. Mitmischen e.V. aus Halle zeigte, wie Jugendliche eigenständig etwas in ihrer Heimatstadt verändern können. Die Organisation Cradle to Cradle stellte in ihrem Vortrag das Konzept der Kreislaufwirtschaft vor und vertieften ihre Arbeit praxisorientiert in einem der vier Workshops. Ihr Ansatz beruht darauf, dass Wirtschaft einen geschlossenen Stoffkreislauf bilden muss – auf einer endlichen Erde ist das ein einleuchtender Gedanke. Damit eine Gesellschaft nachhaltig und damit überlebensfähig sein kann, muss sie ihre hergestellten Produkte recyclen. Es galt, mit Erfindergeist die Produktion der Gegenstände neu zu denken und im Sinne ökologischer und sozialer Bedürfnisse neu zu gestalten. Dabei arbeiteten die Gruppe Kategorien für kreislaufgerechte Produkte heraus. Am Ende standen fünf größere Dimensionen, in denen sich die Gegenstände einordnen lassen, unter anderem der Wasserverbrauch und die Wasserverschmutzung, die gesundheitliche Belastung der Arbeiter*innen oder der Energieverbrauch bei der Herstellung des Produktes.

Ein weiteres Konzept ist das solidarische Wirtschaften, welches außerhalb der etablierten Strukturen gedacht werden muss. Gesellschaftliche Veränderungen und eine andere Form der Produktion und des Konsums sind ein kollektives Projekt. Der Workshop Solidarisches Wirtschaften zeigte alternative Ansätze auf, die zum Teil heutzutage schon umgesetzt werden, z.B. Solidarisches Landwirtschaften, Carsharing oder Konsumgenossenschaften. Diese Konzepte verdeutlichen, dass es möglich ist, aber um mehr zu erreichen braucht es einen gemeinsamen Willen.

Um ein System  verändern zu wollen, muss man sich erstmal ein Bild der Zukunft auf fiktiver und realer Basis erarbeiten. Dazu gab es den Workshop: Zukunft welche Zukunft? Utopisches Denken, Speculative Fiction und das Gute Leben für alle. “Die Welt lässt sich nicht retten ohne einen radikalen Plan, sie zu verändern”. Mit diesem Zitat und einer Traumreise in eine Fiktionale Zukunft initiierten wir unsere Überlegung eines Mecklenburg Vorpommerns im Zeitraum 2025 und 2070. Unsere Hauptpunkte waren: Technologie, Gesellschaft, Wirtschaft, Schulsystem und Politik, die miteinander verknüpft wurden. Am Ende entstanden zwei Zukunftsvisionen für MV.

Mit zukünftigen gesellschaftlichen Veränderungen muss man lernen, umzugehen. Das ist nur möglich, wenn Meinungsaustausch auf Augenhöhe passiert. Denn im Workshop zur zwischenmenschlichen Kommunikation ging es nicht nur um schlichtes Abwehren von Stammtischparolen, sondern vor allem um das Erkennen von Privilegien und Ungleichheiten. Kommunizieren und Argumentieren funktioniert nur, wenn die Gesprächspartner*innen auch bereit sind, sich in das Gegenüber hineinzuversetzen, wobei die Sachebene meistens die sicherste Form des Gegenargumentierens ist. Dabei sind wir auf die Beispiele Lügenpressevorwürfe, Gespräche über Religion/Ideologie sowie mit politisch anders Gesinnten eingegangen.

Über die Eindrücke und die entwickelten Ideen der Workshops tauschten sich die Jugendlichen und Referent*innen beim gemeinsamen Essen vom Hof aus. Währenddessen konnte man bei Batik- & Hennaworkshops kreativ werden. Als krönender Abschluss spielte die Band Eva Mercedes aus Rostock ihr erstes Live Konzert. Mit ihren kritischen Texten zu 2020 gaben die zwei Musikerinnen zusätzliche Denkanstöße und begeisterten das Publikum.

https://jugendkongressmv.wordpress.com/

Der Kleverhofer Hinkelstein

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Über ein Jahr ist es her, dass Christian Kabuß begonnen hat, den riesengroßen Hinkelstein im Kleverhof an der Straße zwischen Alt- und Neukalen künstlerisch „zu behandeln“. Entstanden ist – natürlich – ein spannendes Kunstwerk. Man kann ruhig von einer neuen mecklenburgischen Landmarke sprechen.

Am Nachmittag des 04. Septembers wurde der Hinkelstein nun feierlich eingeweiht.
Zahlreiche Gäste nahmen auf Picknickdecken Platz und hörten Christian Kabuß über seinen Prozess der Arbeiten am Stein zu, entdeckten u.a. den blauen Traktor, die Kuh und suchten nach der Kogge, die einen klitzekleinen Hinweis auf einen mecklenburgischen Fußballverein geben sollte. „Es war gar nicht so einfach mit den Konturen und Strukturen des Steins zu arbeiten – der ist keine Staffelei“, fasste der Künstler zusammen, als er liebevoll am großen Stein entlangstrich.

Für musikalische Highlights war auch gesorgt: die ungarische Projektgruppe um die Jazzcombo des Musikgymnasium Demmin zeigte, dass man auch unter schwierigen Corona-Bedingungen proben und performen kann. So hörten wir Versionen australischer und kalifornischer Standards, freie Jazznummern und eine eigene Version von Széles a Balaton vize mit Baldo Bán.

Auch Christian Kabuß setzte sich noch ans Piano und besang gemeinsam mit den Gästen den Hinkelstein … mit einem Lied vom Stein!

Zum Abschluss gab es dann Snacks vom Grill – vielen Dank hierfür an die Kleverhofer*innen!

Die Hinkelsteinbemalung ist Teil des Projektes 9 Canzoni 9 Bilder 1 Festival, das in Zusammenarbeit mit dem KMGNE Karnitz durchgeführt wird. Es setzt auf den Schnittpunkt das Ateliers des Künstlers für Begegnungen zu Malerei und Musik und wird in zwei weiteren Festen und Programmangeboten in Karnitz zu Ende gehen.

Sa 03.10. 11 h 9Lieder 9Tafeln 1Fest

So 04.10. 11 h Sphärenharmonie? Neue Musikmalerei in Mecklenburg-Vorpommern

 

Anne Mette, 28.09.2020

Etabliertes in Frage stellen

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Pionierarbeit am Projekthof wird von der Deutschen UNESCO-Kommission porträtiert.

Im vergangenen Sommer bekamen wir Besuch von der Deutschen UNESCO-Kommission.

Grund war, dass der Projekthof seit 2017 ein ausgezeichneter Lernort des UNESCO-Weltaktionsprogramms Bildung für nachhaltige Entwicklung ist. Seit 2016 zeichnen das Bundesministerium für Bildung und Forschung und die Deutsche UNESCO-Kommission jährlich Kommunen, Lernorte und Netzwerke aus, die durch ihre Bildung für nachhaltige Entwicklung Aktivitäten und Angebote einen besonders guten Beitrag zur Umsetzung der Agenda 2030 der Vereinten Nationen und somit auch zum Weltaktionsprogramm in Deutschland leisten.

Die Auszeichnung erhielten wir im Hinblick auf unseren „Whole Institutional Approach“. Der bedeutet, dass das Arbeiten, Leben, Organisieren und die Strukturen des Projekthofes einem ganzheitlichen Ansatz folgen. Unsere Arbeit und Bildung, so schrieben wir in der Bewerbung, bedeutet für uns, uns systemisch, kulturell, ethisch und vielleicht auch revolutionär an den Herausforderungen der planetarischen Leitplanken zu orientieren.

Als wir durch die Auszeichnung im Frühjahr 2019 nun die Möglichkeit bekamen, unsere Arbeit auf einer Netzwerkveranstaltung der Deutschen UNESCO-Kommission in Dresden vorzustellen, entstand Interesse daran, ein Porträt über uns zu erstellen.

Nun freuen wir uns sehr, dass das Portrait über uns in der Broschüre Starke Strukturen. Ausgezeichnete BNE vor Ort veröffentlicht und gedruckt wurde. Die digitale Version könnt Ihr hier lesen und in der Broschüre in Karnitz blättern.

 

22.07.2020

Stellenausschreibung – Mitstreiter*in im WSD-Programm

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Im Rahmen des Programms Weltoffen, Solidarisch, Dialogisch (WSD) wird auf dem  Projekthof Karnitz ab dem 01.09.2020 eine/n Projektmitarbeiter*in Teilzeit (30 Stunden) befristet bis zum 31.12.2021 gesucht. Eine Verlängerung um weitere 3 Jahre wird angestrebt.

Die Ausschreibung finden Sie hier, wir freuen uns über Ihre Bewerbungen.
Gerne können die Ausschreibungen an Interessierte weitergeleitet werden.

16.07.2020

Haben Bürger*innen bei der Energiewende genug Mitsprache?

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Das aktuelle Soziale Nachhaltigkeitsbarometer 2019 zeigt, dass die Bevölkerung die Ideen der Energiewende größtenteils unterstützt, aber nicht so, wie sie zurzeit gemacht wird.

22.04.2020

Das Soziale Nachhaltigkeitsbarometer der Energiewende geht seit 2017 der Frage der gesellschaftlichen Akzeptanz der Energiewende nach. Einstellungen und Erfahrungen der Bevölkerung werden im Nachhaltigkeitsbarometer erfasst. Damit identifiziert die Studie Fortschritte und Rückschritte und analysiert, wo politische und gesellschaftliche Handlungsmöglichkeiten bestehen.

Das aktuelle Soziale Nachhaltigkeitsbarometer 2019 zeigt, dass die Bevölkerung die Ideen der Energiewende größtenteils unterstützt, aber nicht so, wie sie zurzeit gemacht wird.

„Acht von zehn Menschen in Deutschland unterstützen die Idee der Energiewende als Gemeinschaftswerk und den Ausbau der erneuerbaren Energien. Gleichzeitig sind mehr als zwei Drittel mit der Energiewendepolitik der Bundesregierung unzufrieden. Als besonders gering schätzen die Befragten auch ihre eigenen Mitwirkungsmöglichkeiten ein: Nur jeder Fünfte erkennt die Möglichkeit, bei der Energiewende Einfluss zu nehmen und mitzusprechen.“ so das zusammenfassende Ergebnis der Studie.

Das „Soziale Nachhaltigkeitsbarometer der Energiewende“ wurde vom Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung (IASS) herausgegeben. Hier geht es zum Download.

Die visualisierten Daten gibt es hier.

Das KMGNE ist Teil des Projektes Energiewende-Navigationssystem, kurz ENavi. Das Projekt betrachtet die Energiewende vor allem als einen tiefgreifenden gesellschaftlichen Veränderungsprozess. Die Publikationen des KMGNE zum Projekt gibt es hier.

Kraft von Erzählungen und Narrativen

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Welche Kraft steckt in Erzählungen und Narrativen? Sie sind zentral, um zuversichtlich und aktiv mit Krisen, der Klimakrise, der Corona-Krise, umgehen zu können.

16.4.2020

Die ANU – Arbeitsgemeinschaft Natur- und Umweltbildung zeigt in ihrem April-Newsletter welche Kraft in Erzählungen und Narrativen steckt. Sie sind zentral, um zuversichtlich und aktiv mit Krisen, der Klimakrise, der Corona-Krise, umgehen zu können. „Es braucht ein Narrativ, das uns zeigt, wie wir die Herausforderungen gemeistert haben werden, anstatt nur die Probleme zu sehen, die noch kommen könnten.“

Im Beitrag von Joachim Borner „Narrative und Erzählungen in der BNE“ ist zu lesen, was ein Narrativ überhaupt ist und was ein erfolgreiches Narrativ und eine gelungene Erzählung ausmacht. Erzählungen, die das Suchen und Finden mit einschließen, seien vor allem in der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) vielversprechend.

Noch ein Medientipp: Wie kann Zukunftsfähigkeit aussehen? Mit dieser Frage setzen sich Jugendliche und junge Erwachsene seit 20 Jahren in unseren Seminaren und Veranstaltungen auseinander. Das KMGNE in Berlin, das an den Projekthof angeknüpft ist, hat nun eine Gesamtschau der Spots und Musikvideos herausgebracht „Es wird einmal – 20 Jahre Nachhaltigkeitskommunikation„.

Die DVD kann hier bestellt werden.

Mobilität in der Mecklenburgischen Schweiz

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Der Projekthof in Karnitz lud am 24. März zu einer Videokonferenz ein. Ziel war es, die drei Mobilitäts-Ansätze öffentlich zu machen und zweitens zu schauen, wo sich diese drei Modelle verbinden lassen.

25.03.2020

Mir ist gerade eine Karte von Deutschland in die Hand gefallen, in der die Stärke des öffentlichen Nahverkehrs in den Regionen durch farbliche Markierung dargestellt ist. Fast alle Markierungen sind irgendwie blau – nur eine Fläche sticht durch rosa heraus, und das ist Mecklenburg-Vorpommern. Und rosa bedeutet hier: da ist nichts los. Man könnte auch sagen: da fährt nicht viel für Menschen, die zum Arzt müssen oder zum Markt wollen, für Jugendliche außerhalb regulärer Schulzeiten, für Familien, die Volksfeste in vollen Zügen zu genießen gedenken.

Dass es mau aussieht, stellten vor einiger Zeit auch eine Runde von Kulturleuten, Landwirten, Touristikern, Hofladenbetreiber u.a. fest, die sich für die Mecklenburgische Schweiz stark machen wollen. Um wenigstens im regionalen Raum etwas beweglicher zu werden, begann die Suche nach kleinen Lösungen, die neben der öffentlichen Hand möglich wären. Zurzeit gibt es drei Ansätze, über die hier bei uns nachgedacht und manches auch schon erprobt wird.
Hierzu lud der Projekthof in Karnitz am 24. März die drei Ideengeber zu einer Videokonferenz ein, die frei ausgestrahlt wurde. Ziel der virtuellen Veranstaltung war es, die drei Ansätze öffentlich zu machen – sowohl für die Runde als auch und natürlich für alle Bürger und Bürgerinnen. Und zweitens galt es zu schauen, wo sich diese drei Modelle verbinden lassen; ob sich etwas gemeinsam koordinieren lässt.

Was sind die drei Ideen?

Die KOMOB mit Prof. Onnen-Weber und Clemens Weiß sondiert zurzeit die lokalen Bedarfe. Es scheint, dass ein sogenannter anlassbezogener Transportservice viel Unterstützung erhalten würde:

Die MeckSchweizer e.G. verfolgt einen Mix aus Car-Sharing, einem System von Mitfahrgelegenheiten, welches z.B. auch Kurierdiensten die Möglichkeit gibt, Personen mitzunehmen und eine „umgekehrte Mikrologistik“: Fahrzeuge für den Personenverkehr nehmen Kleingüter mit:

Und schließlich kümmert sich Angelika Groh um die Touristen um den Kummerower See, die vom Bahnhof zur Unterkunft wollen oder in der Region beweglich sein wollen. Ideal wäre die Kombination eines Seerundbusses mit Schiff und E-Bikes:

Es ist gut, dass der Projekthof die drei Ideen zusammengeholt hat und damit das Thema lösungsorientiert in die Öffentlichkeit bringt. Denn alle haben sich darauf verständigt, in den nächsten vier Monaten die Bedarfe zu konkretisieren und die Ansätze darauf abzustimmen und schließlich eine gemeinsame Organisation zu finden, die die Schnittmengen fehlerarm koordiniert, damit die eingangs beschriebene Deutschlandkarte auch hierzulande etwas „blauer“ wird.

Kontakt: Joachim Borner
jborner@kmgne.de

Bäume pflanzen geht immer

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Eigentlich sollte es eine „Pflanzlesung“ werden. Das heißt, die Menschen vom Projekthof Karnitz wollten in Schorrentin Bäume für den Klimaschutz pflanzen, begleitet von einer Lesung des Autors Jochen Schilk aus seinem neuen Buch “Die Wiederbegrünung der Welt”.

08.03.2020

Eigentlich sollte es eine „Pflanzlesung“ werden am vergangenen Wochenende. Das heißt, die Menschen vom Projekthof aus Karnitz wollten in Schorrentin Bäume für den Klimaschutz pflanzen, begleitet von einer Lesung des Autors Jochen Schilk aus seinem neuen Buch “Die Wiederbegrünung der Welt”.

Natürlich hat jedoch auch der Projekthof auf die derzeitige Covid-19 Lage reagieren müssen und die Lesung bis auf weiteres verschoben.

Aber es wurde noch weiter gedacht. Warum nicht dennoch Bäume pflanzen? An der frischen Luft. Das kann man in Abstand zueinander machen, es ist eine gute körperliche Betätigung, verschönert unsere Dörfer und: es trägt zum Klimaschutz bei!

Dass man auch in der gegenwärtigen Corona-Krise aktiv dazu beitragen kann, zeigt die improvisierte aber gut gelaunte und gelungene Pflanzaktion vom Sonntag.
Und nicht nur in Schorrentin wurden Löcher ausgehoben und Bäume aus der Karnitzer Baumschule eingebuddelt. Nach Verchen wurden zwei Birken gebracht und gepflanzt. Sie ersetzen die kürzlich gestohlenen Bäume der großen Pflanzaktion im vergangenen November.
Weitere Pflanzungen werden folgen und vielleicht bieten sich in der Zukunft auch Privatpersonen an, die auf ihrem Grundstück noch etwas Platz für Klimabäume haben.

Was den Karnitzern zudem wichtig ist, ist, dass es sich um Bäume handelt, die dem Klimawandel auch in Zukunft trotzen können. Denn es braucht Bäume, die auch in 20 oder 30 Jahren noch in den sich veränderten Standortbedingungen im Klimawandel durchhalten, damit sie eine gute Investition in die Zukunft unserer Region sind. Der Projekthof erweitert zurzeit seine Baumschulfläche für Walnuss und Esskastanie.

Kontakt: amette@kmgne.de

Gegenhass hilft nicht gegen Hass

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Am 21. März ist der Internationale Tag gegen Rassismus, der jedes Jahr mit einer Woche gegen Rassismus begleitet wird. Es ist eine Aktionswoche der Solidarität mit den Gegnern und Opfern von Rassismus. Eine Frau, die mit ihrer Wachsamkeit und ihrem …

11.03.2020

Am 21. März ist der Internationale Tag gegen Rassismus, der jedes Jahr mit einer Woche gegen Rassismus begleitet wird. Es ist eine Aktionswoche der Solidarität mit den Gegnern und Opfern von Rassismus. Eine Frau, die mit ihrer Wachsamkeit und ihrem öffentlichen Agieren gegen Rassismus unermüdlich zur Tat schreitet, anstatt gleichgültig zu sein, ist die beeindruckende Aktivistin Irmela Mensah-Schramm. Ihre Form des Aktivismus gegen Hass und Hetze ist in der Ausstellung Hass vernichtet in der Alten Synagoge Stavenhagen zu sehen. Urpsrünglich nur bis Ende März, bleibt sie jedoch weiterhin aufgebaut und wir hoffen sie bald noch einmal zeigen zu können.

Übersprühen von Hassbotschaften

Seit 1986 fährt sie durch ganz Deutschland und übersprüht Hasskommentare und Nazisymbole im öffentlichen Raum, entfernt rechte Aufkleber. Aus „NS-Zone“ wird so eine Herz-Zone. Aus „Merkel muß weg“ wird „Merke! Hass weg!“. Sie nimmt die Hass-Botschaften, die als Drohungen zu verstehen sind, nicht einfach hin. Sie lässt sich nicht durch verbale und körperliche Einschüchterungen von Passanten abbringen, nicht durch Strafanzeigen und erneute Hassbotschaften der Urheber. Sie macht immer weiter! Über 130.000 Mal hat sie „Sachbeschädigung“ begangen in über 340 Städten in allen Bundesländern. Sie sei eine „Intensivtäterin“, wie sie sich selbst bezeichnet.

Meinungsfreiheit und die Würde des Menschen

Zwei Artikel unseres Grundgesetztes sind bei ihrem Aktivismus besonders wichtig:

Artikel 1: Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.

Artikel 5: Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten.

Für Irmela Mensah-Schramm hat dieser Hass, der sich gegen alle Menschen richtet, die nicht in das Weltbild jender Hass-Täter passen, jedoch nichts mehr mit dem Grundrecht auf „Freie Meinungsäußerung“ zu tun:

Meinungsfreiheit hat Grenzen! Sie endet, wenn Hass und Menschenverachtung beginnen!

Denn, wie sie weiter ausführt, die von ihr dabei unabsichtlich verursachten Schäden an Hauswänden und Stromkästen sind reparabel und ersetzbar, die verletzte Menschenwürde jedoch nicht! Irmela Mensah-Schramm hat die Ausstellung am 5. März persönlich eröffnet und nebenbei einige Hassbotschaften in Stavenhagen und Güstrow entfernt. Danke! Die Erleichterung: „Er ist weg, der geistige Dreck!“ – so fühlt es Frau Mensah-Schramm, so fühlen es wir, die sie dabei begleiten durften.

An zwei Tagen vor der Ausstellung gab die Aktivistin gleich vier Schüler*innenworkshops „Mit bunten Farben gegen braune Parolen“. Die Schüler*innen konnten das auf Papier tun, was Frau Mensah-Schramm im öffentlichen Raum macht, Hassbotschaften in Herzbotschaften verwandeln. Die Ergebniss der Workshops sind ebenfalls in der Ausstellung zu sehen.

Herzlichen Dank an die Alte Synagoge Stavenhagen für die enge Zusammenarbeit! Das Konzert mit Falkenberg und die Mittelmeer-Monologe werden voraussichtlich im Herbst nachgeholt werden.

Der Nordkurier berichtete über die Ausstellungseröffnung am 7. März 2020.