Junge Mecklenburgische Schweiz: Von wegen keine Perspektive!

Übliche Sprüche: „Die Jugend im Osten hat keine Perspektiven? Keine Ideen? Sie will einfach nur weg?“

Von wegen! Die „Jungen Mecklenburgischen Schweizer“, ein Zusammenschluss von Jugendlichen, denkt nach über ihre Zukunft in der alten oder neuen Heimat. Das Ergebnis: Es ist alles da – Visionen, Ideen, Wünsche, Pläne. Doch die Frage ist: Wer will das hören?

Bleiben, Gehen, Wiederkommen oder Herkommen – das sind die Alternativen, vor denen die Jugendlichen stehen. Und angesichts der Angebote für eine sinnvolle Beschäftigung – ob Arbeit oder Freizeit – fällt die Entscheidung nicht leicht. Doch wie viel Potenzial geht der Region verloren, wenn immer mehr Jugendliche ihr den Rücken kehren müssen? Wer, wenn nicht sie, sollten die Zukunft der Mecklenburgischen Schweiz gestalten? Der Projekthof Karnitz stellt dem jungen Think Tank deshalb Räume und fachliche Begleitung zur Verfügung und hat sich in mehreren Projektanträgen auch um eine finanzielle Unterstützung bemüht.

Bäume pflanzen und abends ins Konzert
Bereits mehrfach hat sich die Gruppe im Projekthaus Karnitz oder online getroffen; selbstorganisiert, versteht sich. Thema des ersten Treffens, das im Oktober 2020 stattfand, war ein idealer Tag in der Mecklenburgischen Schweiz: zum Frühstück Obst und Gemüse aus dem Garten ernten, die Aussicht über die wiederbewaldeten Hügel genießen, die Kinder mit Bus und Bahn in den Waldkindergarten fahren lassen, zur Arbeit gehen – aber nicht mehr als 35 Stunden in der Woche. Damit Zeit bleibt zum gemeinschaftlichen Bäumepflanzen und zur Arbeit an der Wiedervernässung der Moore. Abends geht es zu einem Kulturabend mit Theater oder Konzert nach Karnitz oder zu den Moorbauern. Es geht um sinnvolle Arbeit, eine gute Infrastruktur, um Klimaschutz, Kultur und Gemeinschaft – um alles, was Mecklenburg-Vorpommern den Jugendlichen derzeit kaum bieten kann.

Beim zweiten Treffen im November 2020 wurde es dann konkret: Was ist besonders wichtig, wenn die Jugendlichen hierbleiben, hierher zurückkommen oder zum ersten Mal hierherziehen wollen? Themen waren sinnvolle und nachhaltige Arbeitsplätze und Geschäftsideen und das Sichtbarmachen von bereits bestehenden Angeboten; nachhaltige Verkehrskonzepte, das Wiederaufnehmen von stillgelegten Bahnverbindungen oder das Einrichten von Sammeltaxen; das Stärken und den Ausbau des Vereinswesens und den Erhalt von Kinos und Orten, um sich zu treffen. Doch wie können die Ideen umgesetzt werden? Viele der Jugendlichen haben die Erfahrung gemacht, dass sich Politik und Verwaltung taub stellen, wenn es um die Bedürfnisse junger Menschen geht.

Jetzt sind die Handlungsfelder definiert, Arbeitsgruppen und Verantwortlichkeiten stehen, und regelmäßig treffen sich die Jugendlichen zu einem Austausch, online oder persönlich. Um weiter an den Visionen zu arbeiten und sich lokalpolitisch zu engagieren. Selbstwirksamkeit ist hier das Stichwort. Auch wird diskutiert, inwieweit das Junge Mecklenburg-Vorpommern in die Projekte und Aktivitäten des Projekthof Karnitz eingebunden werden kann. Denn klar ist: Es geht nur gemeinsam und in neuen Strukturen.

Kontakt:
Projekthof Karnitz, Tel.: 03995 621307, info@projekthof-karnitz.de