Von Brennnesseln und Kapitalismuskritik: Das Jugendkreativfestival

Lernformat Festival – Suche nach Lernarrangements für informelles, transformatives Lernen

Den Kapitalismus kritisieren, schnell einen eigenen Rap-Song komponieren, frische Wildkräuter sammeln, über Diversität diskutieren, kurz ein paar Stammtisch-Parolen kontern und dann gemeinsam einen Kichererbsen-Salat essen – das hört sich nach einem rundum gelungenen Tag an. Und das fanden auch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer z.B. des letzten Jugendkreativfestivals, das am 18. und 19. September 2021 auf dem Projekthof Karnitz stattfand – bereits zum sechsten Mal! Das Thema: Die Gesellschaft von morgen heute gestalten. Ca. 60 Jugendliche kamen nach Karnitz, um gemeinsam zu überlegen, zu diskutieren, zu singen, zu schreiben, zu filmen, zu essen – und nicht zuletzt, um die Band Brass Riot aus Berlin zu hören.

In diesem Jahr ist das Festival am 1. Juli. Das Besondere: Es wird nicht von dem „traditionellen“ Team vorbereitet, sondern von Jugendlichen des Malchiner Gymnasiums, die das als forschendes Lernen innerhalb des Schulprogramms umsetzen. Karnitz hat die Trägerschaft übernommen und begleitet den Lernprozess.

Die Themen der alljährlichen Festivals sind bunt, zeitgemäß, kritisch: Youth Generation – Change Generation (2015), Mensch ist anders, Mensch ist gleich (2017), Demokratisch, ökologisch, zukunftsfähig (2018) oder Das geht besser, das muss besser gehen! (2020). Wichtig ist nur, dass sie von den Jugendlichen selbst kommen – wie überhaupt das gesamte Konzept der Veranstaltung. Denn das ist das Besondere an den Jugendkreativfestivals: Sie werden von den Jugendlichen selbst geplant, organisiert, durchgeführt und ausgewertet. Das macht nicht nur mehr Spaß, sondern vermittelt ihnen auch etwas sehr Wichtiges: wie viel sie gemeinsam bewegen können.

Erst die Arbeit …
Drei bis vier Monate dauert die Planung und Vorbereitung des Festivals, die von einem Jugendkongress (JuKo) übernommen wird. Die Jugendlichen, die in diesem Arbeitsteam mitwirken, können in dieser Zeit eine Menge lernen, etwa Teamarbeit, Zeitmanagement oder organisatorische Fähigkeiten. Unterstützt werden sie von erfahrenen Erwachsenen, in unserem Fall von den Mitarbeiter*innen des Projekthofs Karnitz, die Routine-Tätigkeiten wie die Abrechnung übernehmen. Entscheiden dürfen sie aber nichts.

Zuerst entwickeln die Jugendlichen in einem Brainstorming Zielgruppe und Jahresthema, anschließend werden Ort und Zeit festgelegt, und dann geht es an die Finanzen: Alle Kosten – von dem Werbeflyer über die Anreise der Referent*innen bis zum Buffet – werden kalkuliert und eine Förderung beantragt. Bei der Programmgestaltung ist eine gute Balance zwischen Input und Kreativität, Arbeit und Pausen wichtig, und für die passenden Referent*innen wird das eigene Netzwerk genutzt. Die Presse ansprechen, eine visuelle Identität entwickeln, eine Webseite einrichten, Multiplikatoren und Sponsoren finden – nach dem Festival sind das für die Jugendlichen keine Fremdwörter mehr.

… und dann!
Dann ist es da, das Festival. Essen zubereiten, Gäste abholen, Workshops einrichten, Fotos machen, aufräumen, Probleme lösen, Technik prüfen, mit den Gästen sprechen. Das alles gehört dazu, damit die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Festivals sich wohl fühlen und genau das tun können, wofür sie gekommen sind: gemeinsam überlegen, wo und wie Jugendliche sich engagieren können, damit die Welt, in der wir leben, doch noch eine Zukunft hat.

… und dann?

Bildungsforschung in BNE! Gemeinsam mit Partnereinrichtungen aus Frankreich, Bulgarien und Griechenland bereitet das KMGNE ein Bildungsforschungsprojekt vor, das die Erfahrungen aus Karnitz aufnimmt. Geforscht wird zu informellen Lernarrangements für Klimakulturen – Format Festival.