Es ging – im Workcamp in Karnitz – um das Zeichnen eines Comics. Also um kulturelle Bildung. Nun ist unser genereller Ansatz der, künstlerische Kompetenzentwicklung mit Themen und Lernmethoden der Bildung für nachhaltige Entwicklung zu verbinden. Und das aus naheliegenden Gründen: Bei BNE geht es in besonderer Weise um die Entwicklung von Gestaltungskompetenzen, für das sich Vorstellen, Entwerfen und „Herstellen“ von nachhaltigen Zukünften. Das ist keine reine Kopfarbeit, das schließt Gefühle, ästhetisches Wohlbefinden und körperliches Agieren mit ein und findet genau in künstlerischen Aktionen seinen Übungsraum. Umgekehrt liefert BNE eine Vielzahl realweltlicher Themen, die hervorragend den Stoff, den Inhalt für künstlerische Darstellungen bereitstellen.
Der wesentliche Grund ist aber auf einer zweiten Ebene angesiedelt. Kulturelles Lernen ist nicht nur das Erwerben von spezifischen Darstellungskompetenzen. Ihm ist das Erzählenlernen vorgelagert; denn Gestaltungsprozesse sind ja Gestaltungen von „was“ und schließen Gründe und Zwecke ein. Es sind also Erzählungen. Erzählungen erzählen zu können, die von möglichen nachhaltigen Lebensformen handeln, ist auch entscheidender Bestandteil der BNE. Im Gegensatz zu reinen Fakten sind Erzählungen viel eher in der Lage, handlungsorientierende Vorschläge für veränderte Konsumweisen zu vermitteln. Denn sie erfassen lebensweltliche Ganzheit, alltagskulturelle Routinen und Gewohnheiten. Wir haben das Erzählen schließlich zu einer kollektiven Aufgabe gemacht: Gemeinsam nach einer Geschichte zu suchen und sie auszugestalten, lebendig zu machen – war die Herausforderung.
Die Ganzheitlichkeit war der zweite Ansatz in Karnitz: Die Verbindung von Inhalten – was bei uns Ernährungsfragen waren, mit der Ansiedlung in einem Lernort, der nachhaltige aufgebaut ist und mit regenerativer Energie, Klärbeet und Terra Preta-verarbeitung der Küchenabfälle funktioniert, in dem die Nahrungsmittel aus dem Klimagarten kommen und zusammen zubereitet werden, mit der Zweit-Nutzung von gebrauchten Gestaltungsmaterialien. Und nun?
Comic for Future war darin ein genau passendes Ferienworkcamp. Innerhalb einer Woche zeichneten die Teilnehmer*innen ein 16-seitiges Comic mit dem Titel „Rüdiger Schmidt spuckt ́s aus“. Die Herausforderung war groß, denn es musste sowohl eine Geschichte gemeinsam erdacht, als auch in Comic-Figuren und Handlungsverläufe dargestellt werden. Zudem war es nötig, sich detaillierter über den Zusammenhang von Klimawandel und Ernährung kundig zu machen. Und so war auch der Einstieg: Erzählwerkstatt und Klimarunde mit Dr. Joachim Borner. Es folgte das Gestalten. Gezeichnet wurde in einem Zeichner*innen Kollektiv, d.h. alle waren an allen Prozessen beteiligt, jede*r brachte sich mit ihren/seinen Fähigkeiten ein. Im Anschluss an die Auseinandersetzung mit dem Klimawandel wurde das Thema im Comic wieder aufgegriffen. In der Geschichte droht eine Klimakatastrophe, die auf originelle Art und fast zufällig abgewendet wird.
Das Comic entstand im Prozess. Zunächst wurden in Jam-Sessions Charaktere entwickelt. Eine Auswahl wurden erneut gezeichnet, weiter entwickelt und so zu eine Grundlage der Geschichte. Gezeichnet wurde mit Buntstiften in den Grundfarben, Fineliner und Bleistift. Ziele: Der Workshop baute auf das gemeinsame Arbeiten und Austauschen. Es war in allen Prozessen wichtig, sich abzustimmen, zusammen zu arbeiten, die eigene Arbeit und die der anderen zu respektieren und Kompromisse zu finden. Dies ist während der gesamten Woche gelungen. Ein weiteres Ziel war es, sich auf das Thema Klimakrise und allem was damit persönlich verbunden ist, einzulassen: kreativ und konstruktiv. Auch das ist gelungen. Denn zu den Malzeiten wurde gemeinsam gekocht und zum Ende der Woche wurde Zuchini, Mangold und Tomate mit Begeisterung und mit Professionalität zubereitet – nicht mehr nur Fleisch.
Kontakt
info@projekthof-karnitz.de
Laufzeit: 06- 08/2022
Gefördert durch Mittel des BMBF im Rahmen von Kultur macht stark – Bündnisse für Bildung – Wir können Kunst -BBK – Bundesverband Bildender Künstlerinnen und Künstler e.V.